NEUES DEUTSCHLAND | »Erstaunlich, welche Macht Bücher haben«

Leseförderung

»Erstaunlich, welche Macht Bücher haben«

Der Münchner Friseur Danny Beuerbach fördert das Vorlesen auf (s)eine ganz besondere Art

Von Lilo Solcher

»Danny mit den Scherenhänden« nennen sie ihn, den »magischen Friseur« oder den »Vorlesefriseur«. Danny Beuerbach ist auf alle Fälle alles andere als ein normaler Friseur. Obwohl er das Handwerk von der Pike auf gelernt hat – in Frankfurt am Main. »Das war immer schon mein Traumberuf«, sagt der Mann, dem die krausen Haare buchstäblich zu Berge stehen.

Als Friseur lebt Beuerbach zunächst wie ein Weltenbummler: Seine Arbeit für eine britische Firma führt ihn bis nach China und Mittelamerika. Diese Zeit sei für ihn der Türöffner gewesen. Er habe weltweit verschiedenste Schneidetechniken und Haarstrukturen kennengelernt. »Das hat mich interessiert. Wie bei einem Koch, der zuerst auch weltweit Rezepte ausprobiert und dann sein eigenes Süppchen kocht.«

Und genau das tut Beuerbach nun: Er hat eine eigene Schneidetechnik entwickelt, hat Künstlern, Fußballern und Obdachlosen die Haare schön gemacht, den Pianisten Lang Lang in ein Playmobil-Männchen verwandelt und auf einer Pegida-Demonstration unter dem Motto »Make hair not war« zum Haareschneiden aufgerufen. Berühmt geworden ist der Wahl-Münchener allerdings aus einem anderen Grund.

Der umtriebige Cross-Art Künstler hat sich als Vorlesefriseur einen Namen gemacht. »BOOK A LOOK_ and read my book« heißt sein Projekt: Vorlesen und Haare schneiden. Auf die Idee, sich von seinen Kunden aus einem Buch vorlesen zu lassen, kam Beuerbach vor ein paar Jahren – weil er selbst kaum Zeit fand, ein Buch zu lesen. Das erste Buch, das ihm vorgelesen wurde, war »Der Alchimist« von Paulo Coelho, erinnert sich Danny. Wie passend: Schließlich haben für ihn auch Haare »etwas Magisches«.

Weil der Friseur nicht nur Haare und Bücher liebt, sondern auch Kinder, wurde aus der Idee eine Leseförderung für den Nachwuchs. Kinder, die ihm im Salon vorlesen, zahlen fürs Haareschneiden die Hälfte. »Es wird so lange gelesen, wie der Haarschnitt dauert«, beschreibt der Friseur die Prozedur. Danach hätten alle ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. »Und wenn am Ende auch die Frisur sitzt, sind auch die Eltern glücklich.«

Doch Danny will mehr. Deshalb verlässt er immer wieder die Komfortzone Salon und geht auf die Straße. In Viertel, »wo man schon von Weitem merkt, dass hier nicht gelesen wird«. Hier schneidet er den Kindern die Haare für lau, wenn sie ein Buch in die Hand nehmen. »Ich will ihnen zeigen, dass Lesen alles andere als uncool ist«, sagt er. »Ich war ja auch mal so ein Kind, habe spät erst Lesen gelernt, das aber gut verstecken können.« Den vorlesenden Kindern gibt er das Gefühl, wichtig zu sein, auch wenn sie Probleme beim Lesen haben.

»Ich würde sie niemals korrigieren«, betont Danny, »das wäre der komplett falsche Ansatz.« Die Kids sind für ihn die echten Stars. Und damit sie eine Bühne haben, bringt er seinen Teppich mit. Ein bisschen ist dann so ein Haarschnitt wie ein Märchen. Auch wenn der bunte Teppich nicht fliegt: Die Fantasie trägt die Kinder fort aus ihrem Alltag in fantastische Welten. Wie Danny sich das vorstellt, ist in seinem Buch beschrieben. Es heißt, natürlich, »Der magische Frisör« und ist bei Ravensburger erschienen. Jetzt können die kleinen Kunden »ihrem Friseur« auch aus seinem eigenen Buch vorlesen.

Aufgewachsen ist Danny in einem Frauenhaushalt im hessischen Gelnhausen. Nach einem Vorlese-Event in Zürich hat er per Zufall seine Halbschwester kennengelernt und deren zwei Kinder. Als Lila und Erik hat er die beiden in seinem Buch verewigt. So ist der Mann, der gern von sich sagt, er sei so alt wie Peter Pan, also auch unter die Autoren gegangen.

Aktionskünstler, Leseförderer, Autor – das Multitalent sprudelt geradezu vor Ideen. Eine Kinderfriseur-Kette würde er gern ins Leben rufen, die Kindern beweist, dass es Spaß machen kann, zum Friseur zu gehen. Auch einen Nachfolger für sein Buch kann er sich vorstellen. Schließlich ist er überzeugt davon, dass es nie genug Bücher geben kann.

Eines seiner Lieblingsbücher ist Nina Wegers Kinderbuch »Als mein Bruder ein Wal wurde«. Es geht um zwei Brüder, von denen der eine nach einem Unfall in ein Wachkoma fällt, um Liebe, Verlust und Trauer. Das Buch hätte ihm geholfen, mit dem Tod seiner Mutter fertig zu werden, erzählt Danny. »Schon erstaunlich, was für eine Macht Bücher haben können.«

Inzwischen kennt er einige Autoren und Illustratoren persönlich. »Ich sitze bei denen im Wohnzimmer«, wundert er sich und schüttelt seine Lockenpracht. »Wow, das habe ich nie im Leben erwartet.« Dabei würden viele sagen, er hätte eine blühende Fantasie. Seine vielen Projekte sieht er heute als Bausteine, die sich mittlerweile zu einem erkennbaren Mosaik fügen. Aber trotz all seiner Träumereien hätte er nie gedacht, dass seine Visionen einmal so großen Erfolg haben könnten.

Heute fragen Bibliotheken und Buchgeschäfte bis aus Zürich bei ihm an. Als er vor Jahren bei Büchereien mit seiner Idee vorstellig wurde, hagelte es Absagen. Eine einzige Bücherei lud ihn ein; das Börsenblatt berichtete über die Aktion – von da ging’s steil bergauf. Auch auf der Leipziger Buchmesse im März wird Danny vertreten sein und zeigen, was ein »magischer« Friseur erreichen kann.

Beuerbachs Engagement trägt Früchte. So ist er für den avj-Medienpreis nominiert, der auf der Buchmesse verliehen wird, und er ist zum zweiten Mal in der Jury des bundesweiten Vorlesewettbewerbs vertreten, bei dem rund 600 000 Vorleserinnen und Vorleser ins Rennen gehen. Außerdem wird der Vorlesefriseur die Schirmherrschaft der »Buch Berlin Kids 2020« übernehmen, der Bucherlebnistage für Kinder, Jugendliche und Familien.

Aber vor allem will er Kindern beweisen, das Träume wahr werden können, »dass man alles werden kann, wenn man will«. Allerdings warnt er auch vor falschen Schlüssen: »Geschenkt bekommt man nichts.« Man muss wohl für sein Ziel brennen – wie dieser Tausendsassa aus München. Einen ganz besonderen Traum will er sich in nächster Zukunft verwirklichen: durch die Welt reisen und Friseure kennenlernen, die keinen Salon und keine Hightech-Ausrüstung haben, sondern nur das Nötigste. In Indien etwa oder in afrikanischen Ländern. Da, meint er, könnte er noch etwas lernen und darüber auch berichten – auf seiner eigenen Internetplattform. Dann geht das Multitalent womöglich auch noch unter die Filmemacher.

Lust auf einen Haarschnitt?

Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/1133518.lesefoerderung-erstaunlich-welche-macht-buecher-haben.html

Hallo München | Bücher lesen und zum Friseur gehen

Hallo München | Bücher lesen und zum Friseur gehen

Bücher lesen und zum Friseur gehen. Zwei Dinge, die die meisten Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren nicht ganz oben auf ihre Wunschliste setzen würden. Doch wie heißt es so schön? Minus mal Minus gibt Plus. 

Danny mit den Scherenhänden findet die Magie

Die bewegende Geschichte des Vorlesefriseurs aus Grasbrunn

19.01.2020

„Wenn das Buch spannend ist, dauert der Haarschnitt ein bisschen länger“, verrät Vorlesefriseur Danny Beuerbach. Am Dienstag, 18. Februar, ist er zu Gast in der Bücherei Grasbrunn. Dort erhalten Kinder von ihm einen kostenlosen Haarschnitt, wenn sie ihm vorlesen.

Grasbrunn – Bücher lesen und zum Friseur gehen. Zwei Dinge, die die meisten Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren nicht ganz oben auf ihre Wunschliste setzen würden. Doch wie heißt es so schön? Minus mal Minus gibt Plus. Diese einfache Rechnung hat sich Friseur Danny Beuerbach zu eigen gemacht. Am Dienstag, 18. Februar, schneidet er ab 16 Uhr Kindern im Kulturcafé der Bücherei Grasbrunn professionell und kostenfrei die Haare, wenn sie ihm im Gegenzug dazu vorlesen. Termine können schon jetzt an der Ausleihtheke der Bücherei an der Leonhard-Stadler-Straße 12 vereinbart werden.

Doch wie entstand überhaupt die Idee, diese zwei Tätigkeiten zu verbinden? „Das Ganze ist viel eigennütziger als manche denken würden“, sagt Beuerbach. „Ich habe damit angefangen, mir in dem Salon, in dem ich arbeite, gegen Rabatt von meinen Kunden vorlesen zu lassen, weil ich mir selbst so wenig Zeit zum Lesen genommen habe. Irgendwann habe ich dann ein Kinderbuch mitgenommen. Als mir ein Kind daraus vorgelesen hat, ist irgendetwas Magisches passiert. Ich habe gespürt, dass da etwas Besonderes in der Luft liegt.“

Was auch immer das Besondere war: Beuerbach ist dran geblieben und hat die Idee „Schneiden gegen Vorlesen“ ausgeweitet. Mittlerweile schneidet er bei sämtlichen Veranstaltungen, in Büchereien, auf Büchermessen oder auch einfach mal an einer Bushaltestelle. Außerhalb des Salons ist der Haarschnitt immer kostenlos. Autoren unterstützen ihn, indem sie ihre Bücher vorlesen lassen. Und auch Verlage schicken ihm mittlerweile Bücher. „Als sich sogar ein Verlag an mich gewandt hat, wurde mir klar: Da passiert etwas ganz Großes“, sagt der 12-fache Onkel: „Ich habe eine Mission.“

Ganz so eigennützig wie Beuerbach sich beschreibt, ist er übrigens nicht. Natürlich profitieren auch die Kinder davon. Sie merken, dass weder Haare schneiden noch lesen weh tut. Im Gegenteil: Durch die Verbindung macht es ihnen sogar Spaß. Irgendwie entstehe in solchen Momenten ein besonderer Zauber. „Haare zu schneiden, ist ja etwas sehr Intimes“, erklärt Beuerbach: „Denn mal ehrlich: Wie oft fasst ein Mensch einen anderen am Kopf an?“ Gerade Kinder, die Probleme haben, sich zu konzentrieren, würden sich auf diese Weise beruhigen. Und Kinder mit einer Leseschwäche werden plötzlich mutiger und trauen sich sogar, laut vor anderen zu lesen.

„Mein Kind hat noch nie so gut gelesen“, bekommt Beuerbach oft von verblüfften Eltern zu hören. Das liegt vielleicht auch daran, dass es bei ihm keinen „pädagogischen Zeigefinger“ gibt, wie er es nennt. „Ich verbessere die Kinder niemals, wenn sie sich verlesen.“ Das nimmt den Druck. „Wenn ich merke, dass ein Kind ins Stocken gerät, schaffe ich es meistens durch nonverbale Kommunikation, die Situation aufzulösen.“ Wie genau, kann er selbst nicht erklären. Vermutlich ist die Antwort auf Beuerbachs Einfühlungsvermögen in seiner eigenen Kindheit zu finden.

„Ich hatte selbst eine Lese- und Rechtschreibschwäche. Daher weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn andere einem nichts zutrauen“, sagt er. Heute will er darum Kindern Mut machen. Denn Beuerbach hat es nicht nur geschafft, als Friseur sehr erfolgreich zu sein. Mittlerweile hat er sogar sein erstes eigenes Kinderbuch herausgebracht. „Der magische Frisör“, erschienen bei Ravensburger, handelt von einem Zauberfriseur, der vorlesende Kinder mit auf eine Abenteuerreise nimmt.

Nicht nur seine Leseschwäche hat er überwunden, heute nimmt er sich mehr Zeit für das Lesen. „Seitdem ich Vorlesefriseur bin, lebe ich bewusster“, sagt er. „Ich kann die Welt wieder mit Kinderaugen sehen und mich über die gleichen Dinge kaputtlachen wie sie. “

Lydia Wünsch

Quelle: https://www.hallo-muenchen.de/muenchen/landkreis/grasbrunn-ort582805/bewegende-geschichte-vorlesefriseurs-danny-beuerbach-grasbrunn-13447891.html

Literaturfest München | „Lesen macht schön, Vorlesen macht schöner“

Literaturfest München | „Lesen macht schön, Vorlesen macht schöner“

SA. / 23.11. + SO. / 24.11. /2019
11 – 14.30 + 15.30 – 18 UHR / GASTEIG
„Lesen macht schön,
Vorlesen macht schöner“
Liveact mit Danny, dem Friseur
Tausche Haarschnitt gegen Vorlesen: Danny schneidet allen, die ihm vorlesen, kostenlos die Haare – am liebsten Kindern! „Waschen, Schneiden, Lesen“: Da der CrossArtist und Friseur Danny Beuerbach selbst
nie genug zum Lesen kam, wünschte er sich jemanden, der ihm vorliest. Und so entstand mit Book a look – and read my book die Idee, sich während des Haareschneidens vorlesen zu lassen. Damit vertreibt er die Langeweile während des Haarschnitts und betreibt auch noch ganz spielerisch Leseförderung. Auf der Münchner Bücherschau schneidet er allen Vorleser_innen die Haare – kostenlos!
Danny Beuerbach wurde 2003 zum Friseur ausgebildet. Nach seiner Lehre in einem renommierten Salon in Frankfurt am Main machte er sich auf und arbeitete in der Welt, von Asien bis in die USA. Seit 2013 ist
München sein Zuhause. Aktuell arbeitet Danny als Freelancer in verschiedenen Bereichen und entwickelt Ideen am laufenden Band.
Für alle, die sich trauen, vorzulesen

Quelle:https://www.literaturfest-muenchen.de/media/pages/archiv/601572377-1604504434/litfest2019_programmhef_web_klein.pdf >> Danny auf Seite 111

Süddeutsche Zeitung | Haare und Buch schön

Süddeutsche Zeitung | Haare und Buch schön

Dafür liest man doch gerne mal vor: für einen guten Haarschnitt. Danny Beuerbach verwandelt den Gasteig in einen Lese- und Frisiersalon.

Von Barbara Hordych

Da profitiert jeder: Friseur Danny bekommt vorgelesen, während er arbeitet. (Foto: Danny Beuerbach)

Die Idee kam ihm, als er selbst von einem Buch völlig gepackt war. „Ich las damals den ,Alchimisten‘ und ärgerte mich, wenn ich den Roman nicht weiterlesen konnte, weil ich zur Arbeit musste. Da dachte ich mir: Warum es mir nicht einfach von meinen Kunden vorlesen lassen?“, sagt Danny Beuerbach bei einem Treffen im Vorfeld des Literaturfests. Mittlerweile ist er als „Vorlesefriseur“ deutschlandweit, darüber hinaus in Wien und Zürich, unterwegs. Und berühmt für seine Aktion, in der er sich beim Haareschneiden von seinen Kunden vorlesen lässt – im Gegenzug erlässt er ihnen die Kosten für die neue Frisur zur Hälfte oder auch ganz.

Ein Konzept, das er in einem Münchner Frisiersalon sehr intim, also in einer Eins-zu-eins-Situation umsetzt. Oder, wie jetzt beim Literaturfest, in einer mehrstündigen Sitzung mit und für Kinder. „Meiner Erfahrung nach werden sogar die zappeligsten und ungeduldigsten Kinder mit einem Mal ganz ruhig und konzentriert, wenn sie beim Haareschneiden gleichzeitig aus einem Buch vorlesen.“ Das diene einmal der „Leseförderung“ des betreffenden Kindes, findet Beuerbach, erleichtere aber auch ihm seine Tätigkeit, „weil mich dann niemand mehr fragt: Wie lange dauert es noch, wann bist du fertig?“ Er selbst kommt aus einer Familie, in der kaum gelesen wurde, erzählt er. Trotzdem habe seine Mutter immer großes Interesse an ihm und seinen Erlebnissen gezeigt, wenn er aus der Schule kam und ihr von seinem Tag erzählte. „Kommunikativ und an Geschichten interessiert war ich also von klein auf. Nur das Lesen habe ich für mich erst später, so zwischen 15 und 20 Jahren, entdeckt“, sagt Beuerbach.

Mehr, als Interesse an Geschichten zu wecken, könne er mit seinen Vorleseaktionen für Kinder selbstverständlich nicht. Aber schon das liege ihm sehr am Herzen. Kinderbuchautoren und Verlage sind schon längst auf ihn aufmerksam geworden, decken ihn mittlerweile stapelweise mit Büchern ein. „Verlage haben sogar schon angefragt, was es koste, wenn ich aus ihren Büchern vorlese.“ Das lehnt er jedoch dankend ab. Nur über Freiexemplare freue er sich, denn da wisse er, an wen er sie weiterverschenken könne. Mit den Überschüssen, die ihm von seinen Liveacts in Bibliotheken und Buchhandlungen bleiben, finanziert er seine Auftritte in einkommensschwächeren Stadtteilen und Regionen.

Stolz ist er darauf, dieses Jahr der Jury für den landesweiten Vorlesewettbewerb in Bayern angehört zu haben. Später fuhr er auch mit zum Bundesentscheid in Berlin. „Dort habe ich den Kindern allerdings ausnahmsweise vor dem Wettbewerb die Haare hübsch gemacht, nicht erst beim Vorlesen“, sagt Beuerbach und lacht. Darunter war auch Anton Naab, der spätere Gewinner des deutschlandweiten Wettbewerbs, der einen dreiminütigen Auszug aus Nina Wegers Kinderbuch „Als mein Bruder ein Wal wurde“ vorlas. Im Nachhinein bekam er das Buch von den Organisatoren zugeschickt, damit er die Geschichte komplett lesen konnte. „Sie handelt von einem Jungen, dessen Bruder nach einem Unfall mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Dä liegt. Letztendlich geht es um die Frage, wer eigentlich über Leben und Tod entscheidet.“ Wieder war es so, dass er von diesem Buch nicht lassen konnte, es bei Treffen mit Freunden sogar nebenbei am Tisch weiterlas, sagt Beuerbach. Vor dreizehn Jahren ist seine Mutter gestorben, auch sie lag kurze Zeit im Dämmerschlaf. „Die Geschichte hat bei mir nach all den Jahren einen Knoten gelöst, endlich konnte ich darüber sprechen, das ist dieses Wunder, das mit Büchern passieren kann.“

Ob jung oder alt: Danny hört von jedem gern Geschichten. (Foto: Danny Beuerbach)

Liveact mit Friseur Danny, Samstag, 23. November, 11 bis 18 Uhr, Gasteig, Eintritt frei© SZ vom 07.11.2019

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/zur-buecherschau-haare-und-buch-schoen-1.4666098

Deutsche Handwerks Zeitung | Der Münchner Vorlesefriseur: Diese Geschichte steckt dahinter

Deutsche Handwerks Zeitung | Der Münchner Vorlesefriseur: Diese Geschichte steckt dahinter

Wenn sie ihrem Friseur vorlesen, kostet der Schnitt im Salon nur noch die Hälfte. Das Konzept begeistert nicht nur Kinder und Eltern, inzwischen sind auch Verlage auf die Idee aufgesprungen. Wie es dazu kam und was man tun muss, um Vorlesefriseur zu werden.

Marketing – 24.04.2019

Friseur Danny Beuerbach schneidet einem Kind die Haare, während es ihm vorliest.
Vom Bilderbuch bis zum Kinderroman reicht die Bandbreite dessen, was Danny Beuerbachs kleine Kunden ihm vortragen. – © sonderargumente/Beuerbach

Soziales Engagement im Friseurhandwerk

Wenn Kinder zu Danny Beuerbach kommen, können sie die Kosten für ihren Haarschnitt selbst beeinflussen. Wenn sie ihrem Friseur vorlesen, kostet der Schnitt im Salon nur noch die Hälfte. Das Konzept begeistert nicht nur Kinder und Eltern, inzwischen sind auch Verlage auf die Idee aufgesprungen. Wie es dazu kam und was man tun muss, um Vorlesefriseur zu werden. Von Barbara Oberst

Wenn Kinder zu Danny Beuerbach kommen, müssen sie für ihren Haarschnitt etwas tun: Vorlesen! „Hinterher stiehlt sich oft ein zufriedenes Grinsen in die Gesichter der Kinder“, beobachtet Beuerbach. Sie sind stolz, dass sie vor Publikum gelesen haben.“

Für die Vorlesearbeit erlässt der Friseur und Cross-Art-Künstler seinen kleinen Kunden 50 Prozent des Preises, zumindest im Salon Haarwerk in München, wo er an vier Tagen die Woche als Freelancer arbeitet. An den restlichen drei Wochentagen schneidet Beuerbach weiter, in Büchereien, Bibliotheken, auf Festivals oder zuletzt auf der Leipziger Buchmesse. Und hier erlässt er den Kindern den Preis ganz.

Waschen, Schneiden, Lesen

Sein Motiv: „Ich will dazu beitragen, dass Kinder mehr lesen.“ Er selbst habe auf die harte Tour gelernt, dass Menschen, die schlecht lesen und schreiben, für dumm gehalten werden. „Rechtschreibfehler lenken vom Inhalt ab, und ich habe bis heute eine Rechtschreibschwäche.“ Also hat der Friseur seine eigene Form der Leseförderung ins Leben gerufen.

Das Konzept entstand aus einer spontanen Idee: „Ich hatte mir vorgenommen, mehr zu lesen, bin aber nicht dazu gekommen.“ Kurzerhand drückte er einem treuen Kunden sein abgegriffenes Exemplar von „Der Alchemist“ in die Hände und bat ihn, vorzulesen. Einen ganzen Tag lang wanderte das Buch von Hand zu Hand, während Beuerbach schnitt. Dann kam ihm der Gedanke, Kinderbücher mit zur Arbeit zu nehmen. Das Projekt „Book a look. Waschen, Schneiden, Lesen“ war entstanden.

Inzwischen sind mehrere Verlage auf den Friseur aufmerksam geworden. Ravensburger fördert das Projekt mit 300 Buchpaketen für Betriebe, die ebenfalls Vorlesefriseure werden möchten. „Aber mir ist klar, dass die Entwicklung zweischneidig ist“, gibt Beuerbach zu.

Sozial schwächere Kinder im Blick

Er fühle sich geehrt, Lesebotschafter zu sein, doch er wolle nicht nur Werbeträger für Verlage sein. Sein Ziel sind die Kinder. Deswegen gehe er gezielt in sozial schwächere Viertel, um die zu erreichen, bei denen daheim nicht viel gelesen werde. Dass die Rahmenbedingungen für ihn dadurch ständig wechseln, er kein Waschbecken und keinen Spiegel hat, stört ihn nicht. „Ich schneide schon immer gerne draußen.“

Über das Lesen gerate das Haareschneiden in den Hintergrund. Zwar spricht Beuerbach mit den Kindern über ihren Frisurenwunsch, aber eben auch über das Buch, das sie ausgewählt haben. Während des Vorlesens fragt er nach, wenn er etwas verpasst hat und nimmt den Kindern damit ihre Scheu. Selbst schlechte Leser hätten auf dem improvisierten Friseurstuhl den Mut, nicht nur für ihn, sondern auch für die anderen wartenden Kinder zu lesen.

Website und App geplant für mehr Vorlesefriseure

Aktuell baut Beuerbach eine Webseite für das Projekt auf, denn sein Ziel ist, dass sich die Idee der Vorlesefriseure ausbreitet. Dabei überlässt er es jedem Betrieb, selbst zu entscheiden, wie viel Rabatt er den Vorlesern einräumen will. Und obwohl er den sozialen Aspekt dieser Arbeit betont, sieht er auch einen wirtschaftlichen Vorteil: „Wenn die Eltern dieses Angebot sehen, kommen sie oft hinterher selbst zum Haareschneiden zu mir.“

Eine App soll in Zukunft auf die teilnehmenden Vorlesefriseure hinweisen. Doch die muss noch finanziert und programmiert werden. Die Chancen dafür stehen gut. Beuerbachs „Herzensprojekt“ hat sich inzwischen bis Australien herumgesprochen. 

Quelle: https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/der-muenchner-vorlesefriseur-diese-geschichte-steckt-dahinter/150/3099/387056

HALLO HERNE | Danny mit den Scherenhänden

HALLO HERNE | Danny mit den Scherenhänden

Eine ganz besondere Leseförderungsaktion mit Starfriseur Danny Beuerbach aus München in der Kinderbibliothek in Herne (NW), am Samstag (27.10.2018). Im Bild: Leonie (9).
Danny Beuerbach schneidet, Leonie (9) liest vor.Foto: Stefan Kuhn

Eine besondere Aktion zur Leseförderung fand am Samstag (27.10.18) in der Kinderbibliothek Herne statt: der Münchener Starfriseur Danny Beuerbach war mit Kamm und Schere angereist und schnitt Kindern die Haare. Kostenlos. Einzige Bedingung: während sie auf dem Friseurstuhl saßen, sollten sie ihm aus ihrem Lieblingsbuch vorlesen.

Eine ganz besondere Leseförderungsaktion mit Starfriseur Danny Beuerbach aus München in der Kinderbibliothek in Herne (NW), am Samstag (27.10.2018).
Eine ganz besondere Leseförderungsaktion mit Starfriseur Danny Beuerbach aus München in der Kinderbibliothek in Herne (NW), am Samstag (27.10.2018).Foto: Stefan Kuhn

Eigentlich hatte sich Beuerbach für dieses Jahr vorgenommen, mehr zu lesen. Schnell stellte er fest, dass er öfter die Schere als ein Buch in den Händen hielt. So kam ihm die Idee, sich beim Haare schneiden von seinen kleinen Kunden etwas vorlesen zu lassen. Den Anfang machte er im Frühjahr in einer Buchhandlung in Hanau, der Heimatstadt der Gebrüder Grimm. Seitdem ist er quer durch Deutschland gereist und hat auf diese unkonventionelle Weise viele Kinderhaare gekürzt. Der gelernte Frisör steht auch sonst nicht nur im Salon, sondern zückt die Schere etwa auf der Straße und in der U-Bahn und schneidet Obdachlosen gratis die Haare. Auch als Cross-Art-Künstler ist er inzwischen bekannt. Die Aktion unter dem Titel Book a look an read my book war eine Kooperation von Stadtbibliothek, Schulberatungsstelle, dem kommunalen Bildungsbüro und der Schulsozialarbeit in Herne.

Eine ganz besondere Leseförderungsaktion mit Starfriseur Danny Beuerbach aus München in der Kinderbibliothek in Herne (NW), am Samstag (27.10.2018). Im Bild: Mia Sopie (7).
Vertieft ins Buch wird auch der kleine Zappelphillip Mia Sophie beim Haarschnitt ganz ruhig.Foto: Stefan Kuhn

Autor: Stefan Kuhn 27. Oktober 2018, 14:20 Uhr

Quelle: https://www.halloherne.de/artikel/danny-mit-den-scherenhaenden-32185.htm