MIT VERGNÜGEN MÜNCHEN | Frisur für Literatur

MIT VERGNÜGEN MÜNCHEN | Frisur für Literatur

Gratis Haarschnitte vom Pop-up Friseur an ungewöhnlichen Orten


© Danny Beuerbach

11 schöne Dinge, die du in München bei Regen machen kannst

Im Hofgarten, an der Bushaltestelle, im Schwabinger Bach oder auf einem Dach über München: Es gibt keinen öffentlichen Ort in der Stadt, an dem Danny Beuerbach nicht mit seinem Pop-up Friseursalon Haare schneidet. Und als wäre das nicht schon besonders genug: Der Münchner Friseur schneidet nicht nur an ausgefallenen Orten – wer ihm während dem Schneiden etwas vorliest, bekommt den Haarschnitt auch noch umsonst!

Das schöne Projekt „Book a look and read my book“ ist aus dem simplen Vorsatz von Danny entstanden, endlich mal mehr zu lesen. Nachdem das nicht so gut geklappt hat, hat er sein Buch (den „Alchimist“) kurzerhand einfach mit zur Arbeit im Friseursalon genommen und hat sich während des Haare schneidens von seinen Kund*innen vorlesen lassen.

 In meinem Beruf baut man schnell Kontakt und Vertrauen zu Menschen auf. Das möchte ich zum Guten, sozial und nachhaltig nutzen, um die Lesekultur zu fördern. 

Book a look and read my book Vorlesefriseur
© Danny Beuerbach


Book a look and read my book Vorlesefriseur
© Danny Beuerbach

Ihr lest, er schneidet

Das ist auf so viel Begeisterung gestoßen, dass Danny mittlerweile als sogenannter Vorlesefriseur mit einem bunten Teppich, Friseur-Equipment und vielen Büchern durch München zieht und Menschen kostenlos gegen Vorlesen neue Frisuren verpasst. Im Vordergrund stehen bei dem Projekt vor allem Kinder, die Danny so spielerisch für Bücher begeistern möchte.

Kinder die Angst vor dem Haare schneiden haben oder schnell ungeduldig werden, sind durch die Bücher abgelenkt. Außerdem werden sie ermutigt, sich im Vorlesen zu üben – nicht nur vor Danny, sondern oft auch vor anderen Kindern und Erwachsenen, die warten und zuschauen. Book a look and read my book ist also auch ein einfaches und wirksames Leseförderungsprogramm. Und das funktioniert so gut, dass es mittlerweile sogar ein schön illustriertes Kinderbuch über den „Magischen Friseur“ gibt!

Book a look and read my book Vorlesefriseur
© Danny Beuerbach

Der Künstler und Friseur arbeitet freischaffend in Friseursalons, mal hier und mal da. Wer Interesse an einem Termin für sich selbst oder Kinder hat, kann ihm einfach per Instagram oder Facebook eine Nachricht schreiben. Kinder, die sich im Salon die Haare schneiden lassen und ihm etwas vorlesen, bekommen 50 Prozent Rabatt auf den Schnitt. Seine Pop-up Aktionen auf der Straße sind allerdings immer komplett kostenlos!

In Bächen, an Bushaltestellen, in Bibliotheken

Danny zieht mit seinem Konzept nicht nur durch Münchens Straßen und Friseursalons, sondern ist mittlerweile im ganzen deutschsprachigen Raum in Städten, Buchhandlungen, Bibliotheken, auf Messen und Festivals unterwegs. Aktuelle Infos findet ihr auf seinen Social Media Kanälen.

Sich gegenseitig etwas Gutes tun, Fremde zu Freund*innen machen, mit kleinen und einfachen Mitteln Großes bewirken – Book a look and read my book ist ein absolutes Herzensprojekt. Es geht dabei nicht um Geld, sondern nur um die simple Freude an Büchern und netten Gesten. Wenn ihr einfach gerne mal wieder etwas Vorlesen würdet oder dringend jemanden braucht, der euch die verhunzte Frisur rettet, die ihr euch während der Krise aus Friseur-Mangel mit der Bastelschere geschnitten habt – haltet Ausschau nach Danny!


Book a look and read my book Vorlesefriseur
Book a look and read my book VorlesefriseurBook a look and read my book Vorlesefriseur
© Danny Beuerbach

Übrigens bastelt Danny gerade an einer eigenen Website und App. Sein Ziel: Andere Friseure im deutschsprachigen Raum dazu bringen, selbst Vorlesefriseure zu werden und reduzierte Haarschnitte gegen Vorlesen anzubieten. Die App soll ähnlich wie Google Maps funktionieren und Kindern und anderen Interessierten schnell und übersichtlich anzeigen, ob es in der Umgebung einen Vorlesefriseur gibt. Dabei braucht er allerdings noch tatkräftige Unterstützung von Münchner*innen mit Plan. Wenn ihr Danny also gerne beim Aufbau von Website und App unterstützen möchtet, meldet euch bei ihm!

AKTUELLE INFO

Seit dem 4. Mai 2020 dürfen Friseure in Bayern wieder Haare schneiden. In den Friseursalons gilt Maskenpflicht für Friseure und Kund*innen, außerdem müssen die Haare vor dem Schneiden gewaschen werden, um mögliche Viren abzutöten. Während der Coronakrise veranstaltet Danny nur Pop-up Aktionen an der frischen Luft, wo sich zwei Haushalte auch ohne Maske treffen dürfen.

Die Haare wäscht er draußen nicht, sprüht sie aber stattdessen mit einer Art Desinfektionsmittel ein, das speziell für Haut und Haare geeignet ist und mögliche Viren abtötet. Beim Haare schneiden kann der Abstand natürlich nur schwer gewahrt werden, wir würden vom Gefühl her gerade aber trotzdem lieber zum Open Air Friseur gehen, als in einem geschlossenen Salon mit schlechter Belüftung zu sitzen. Das kann und muss aber natürlich jeder für sich selbst entscheiden!

Book a look and read my book | Danny Beuerbach | Pop-up Friseursalons in wechselnden Locations, Termine in normalen Salons auf Anfrage | Facebook-SeiteInstagram-Account | Mehr Info

Mit Unterstützung
Mit Vergnügen finanziert sich hauptsächlich durch Events und Werbung. Beides ist in den letzten Wochen stark zurückgegangen. Wenn du unsere Beiträge wertvoll findest und die Möglichkeit hast, uns zu unterstützen, freuen wir uns über eine Spende über Paypal.

Quelle: https://muenchen.mitvergnuegen.com/2020/pop-up-friseur-literatur/

superpaper | »Ich möchte mir das Brauchen abgewöhnen«

superpaper | »Ich möchte mir das Brauchen abgewöhnen«

Eine kurze Internetrecherche zur Persona Danny Beuerbach ergibt viele Treffer zu der erstaunlichen Tatsache, dass er Kindern professionell und kostenfrei die Haare schneidet – unter der Bedingung, dass sie währenddessen für ihn vorlesen.

Diese ungewöhnliche Initiative macht ihn weltweit vermutlich zum ersten und einzigen Friseur, der sich ernsthaft durch seinen Beruf aktiv in der Leseförderung einsetzt, und dabei auch noch die Hauptfigur in einem Ravensburger Kinderbuch ist. Seit seiner Ausbildung im Jahr 2003 hat er weltweit in renommierten Salons und als Gastfriseur bei Fotoshootings, Magazinen und Fashion Shows gearbeitet. Seit 2013 lebt er München, wo er aktuell als freiberuflicher Hairstylist tätig ist und für eine Vielzahl an #vorlesefriseur-Events gebucht wird, bei denen er Kindern und deren Eltern die Freude am (Vor-)Lesen vermittelt.

Super Paper: Danny, was für eine Maske trägst du? Unterscheidet sich die privat und beruflich bei dir?
Im Salon trage ich meist eine der gängigen Hygiene-Masken. Privat am liebsten meine Baumwoll-Spaß-Maske von Fotobox Team.

Super Paper: Findest du, Masken haben einen gewissen Stylefaktor, oder nerven sie dich eher?
Ich war für längere Zeit beruflich in Shanghai und Hong Kong, aus diesem Grund bin ich Hygiene-Masken im Alltag gewohnt. Doch seit der Pandemie gibt es ja die verschiedensten Variationen – zwar einige schöne, aber auch weniger schöne. Für mich bleibt ein MundNasen-Schutz ein Mund-Nasen-Schutz. Mit »Style« hat das für mich wenig zu tun.

Super Paper: Wie hat sich Corona auf die Friseur-Branche und dein Geschäft im Speziellen ausgewirkt?
Meine Bookings als #vorlesefriseur sind bis heute komplett ausgefallen. Das ist echt blöd, weil ich mir mit dieser Tätigkeit über längere
Zeit etwas aufgebaut habe. Vor Corona war ich bundesweit unterwegs und jedes Wochenende in einer anderen Stadt. Das fällt jetzt
erstmal weg. Aber ich möchte mich überhaupt nicht beschweren – denn zum Glück durften die Salons ja wieder öffnen, so dass ich
meiner normalen Tätigkeit als Friseur nachgehen kann. Zwar eingeschränkt, aber es geht weiter.

Super Paper: Womit hast du dir während des Lockdowns die Zeit vertrieben?
Wäre Netflix ein Computerspiel, würde ich jetzt sagen, ich hab’s durchgezockt. Ich muss dazu aber sagen, ich habe auch viel mehr gelesen als sonst. Das Spannendste jedoch waren meine Onlineaktionen, bei denen ich Eltern via Video-Live-Übertragung beiseite stand, während sie ihren eigenen Kinder die Haare schnitten.

Super Paper: Hast du Vorsätze für die Zukunft? Hat sich bei dir etwas geändert?
Nachdem ich gemerkt habe, dass ich auch mit weniger gut klar komme, möchte ich mir mehr und mehr das »Brauchen« abgewöhnen.

Super Paper: Lieben Dank für deine Zeit, Danny! Auf viele schöne Vorlesestunden in der Zukunft!

Credits:
Maske: Fotobox Team
Mode: Danny Beuerbach own

Quelle: http://www.superpaper.de/wp-content/uploads/2020/07/Super_Paper_juli-august_2020_nr1291.pdf

MUCBOOK | Münchner Gesichter: Danny Beuerbach ist der Festival-Friseur

MUCBOOK | Münchner Gesichter: Danny Beuerbach ist der Festival-Friseur

AKTUELLKURIOSLEBEN

Münchner Gesichter: Danny Beuerbach ist der Festival-Friseur

15 MRZ 2018, 13:28 VON RONJA LOTZ

Also eigentlich ist Danny ja Friseur. Allerdings auch ein Kreativkopf, vielleicht ein Vordenker, ein Visionär auf jeden Fall. Er schneidet bereits seit Jahren Obdachlosen kostenfrei die Haare, auf Partys oder Festivals zückt er auch gern die Schere und verpasst einem quasi auf der Tanzfläche einen neuen Schnitt. Bei seiner neusten Aktion bekommen Mama oder Papa Rabatt auf den Haarschnitt der Kleinen, wenn ihm die Kinder aus ihren Lieblingsbüchern vorlesen.

Waschen, schneiden, lesen!

Außerdem organisiert Danny hin und wieder das THEATARTAR. Zuletzt gab es im Februar Theater in der Corneliusstraße 1 im Amen Laden – und ja, richtig, Tartar in verschiedenen Variationen. Zeit wird’s, Danny mal die wichtigen Fragen in München zu stellen:

1. Weißwurst oder Leberkas?
Bitte beides! Leberkas für Heißhunger und zwischendurch und die Weißwurst für sonntags.

2. Woran arbeitest du gerade?
Momentan arbeite ich an einem Projekt namens BOOK A LOOK and read my book. Das Ganze ist eine Art Leseförderungsprogramm für Kinder. Ich selbst bin Friseur (mit einer gefühlten 9 Tage-Woche) und gebe seit März 50 Prozent Rabatt an Kinder, wenn sie mir aus einem Buch vorlesen. Immer solange wie der Haarschnitt dauert. Die Idee kam mir, da ich selbst nicht mehr zum Lesen komme…

Parallel ziehe ich von Tür zu Tür/von Salon zu Salon und versuche, auch andere Friseure für diese Idee zu begeistern. Mein Ziel ist es, so viele Berufskollegen wie nur möglich als Mitstreiter zu gewinnen um damit Kids auf einfache und spielerische Weise zurück zum Lesen zu bringen. Hierzu gehts ab April auf Promotion-Tour. Zu sehen, wie ich bundesweit in Büchereien das Projekt vorstelle und in einem extra dafür aufgebauten Popup-Salon kostenlos Haare schneide – der Deal: waschen, schneiden, lesen…

3. Worüber fluchst du am häufigsten in München?
Ach, ich mag jetzt gar nicht fluchen, wünsche mir aber ein besseres und funktionierendes U- und Straßenbahnnetz für die Stadt, eine richtige Späti-/ Kioskkultur und ganz wichtig: mehr Toleranz den Obdachlosen gegenüber.

4. Dein bayerisches Lieblingssprichwort?
Scheiss da nix, dann feid da nix!

5. Das macht dich zum Münchner?
…eigentlich nur der Stempel in meinem Pass.
Ich liebe München. Lebe und arbeite hier im 5. Jahr und hab auch vor, länger zu bleiben. Gebürtig bin ich aus Hessen. Ob mich das jetzt zum Münchner macht? I don’t know…

6. Geht immer:
Die Isar und ein Helles!

7. Dein Lieblings- Insta- oder Twitteraccount
Ich hoffe ihr akzeptiert meinen Egoismus: https://m.facebook.com/bookalook089/ 

8. Wo in München war deine wildeste Partynacht
Bei dieser Frage vermisse ich das KONG.

Fotos: © Danny Beuerbach
Quelle: Münchner Gesichter: Danny Beuerbach ist der Festival-Friseur – MUCBOOK

20min SCHWEIZ | Er ist Medienliebling und gilt als Paradiesvogel unter den deutschen Coiffeurs

ALS DANK FÜRS LESEN:Fürs Vorlesen gibts Gratis-Haarschnitt

Ein deutscher Promi-Coiffeur setzt sich fürs Lesen ein. Dafür schneidet er die Haare von Kindern gratis.

vonsom

Coiffeur Danny Beuerbach will Kinder zum Lesen motivieren.

Er ist Medienliebling und gilt als Paradiesvogel unter den deutschen Coiffeurs. Zahlreiche Promis lassen sich bei ihm die Haare schneiden. Doch darüber redet Danny Beuerbach (34) aus München nicht gern. «Die Kinder sind die wahren Prominenten. Sie sind so mutig. Ich kriege Gänsehaut, wenn sie vor mir sitzen und vorlesen.»

Yael ist so eine «Mutige». Die Erstklässlerin sitzt in der PBZ Pestalozzi-Bibliothek Sihlcity auf einem Stuhl. Hinter ihr stehen Bücher in schlichten Metallregalen. Die 7-Jährige hat ihre aktuelle Liebslingslektüre «Lotta-Leben» in der Hand und liest laut vor. Währenddessen schneidet ihr Beuerbach die Haare. Sicher 15 Zentimeter müssen ab. «Lesen ist mein liebstes Hobby. Ich verschlinge etwa zwei Bücher pro Woche», sagt Yael.

Kinder zum Lesen motivieren

Dafür kriegt sie jetzt auch noch einen Gratis-Haarschnitt. Diesen verpasste Beuerbach am Donnerstag in den Zürcher Bibliotheken allen Kindern, die ihm vorlasen. «Was es ist und wie gut sie darin sind, ist mir egal. Ich möchte sie nur zum Lesen motivieren.» Niemand brauche Angst zu haben.

Angefangen mit der Aktion hat der zwölffache Onkel in seinem Münchner Salon aus einem ganz anderem Grund: «Da ich so wenig Zeit habe, bat ich meine Kunden, mir vorzulesen, so lange der Haarschnitt dauert. Im Gegenzug erhielten sie einen Rabatt.»

«Ich will diese Idee in die Welt hinaustragen»

Schnell lancierte er das Projekt «Book a Look and Read my Book» und ermutigte andere Coiffeure in München mitzumachen. Nun tourt er durch verschiedene Städte: «Ich will diese Idee in die Welt hinaustragen.» Gerade in der heutigen Zeit ist Lesen wichtig – «vielleicht ist es der letzte Kern, der nicht digitalisiert ist».

Dabei war Beuerbach als Kind eher lesefaul: «Trotz meiner grossen Klappe hätte ich mich nie getraut, vor einem so grossen Lockenkopf wie mir vorzulesen», sagt er und verpasst Yaels neuen schulterlangen Haaren den letzten Schliff. «Das steht mir viel besser», sagt sie zufrieden und klappt ihr Buch zu. Schon wartet das nächste Kind auf die Gratis-Frisur.

Artikel mit Video hier (Quelle): https://www.20min.ch/story/fuers-vorlesen-gibts-gratis-haarschnitt-720648735402

MAGAZIN BARRIO | Vorlesetag 2020

MAGAZIN BARRIO | Vorlesetag 2020

Gepostet von Kirsten von BARRIO | 16. November 2020 | Eltern |     

Vorlesetag 2020: Bei Klett Kinderbuch kommt der Vorlesefriseur

In 2020 ist nichts, wie wir es kennen, auch nicht der alljährliche Vorlesetag. Unter dem Motto „Nicht digital, sondern so echt wie ein Haarschnitt!“ ist der Vorlesetag beim Klett Kinderbuch Verlag mit Vorlesefriseur.

Am Vorlesetag, dem 20. November laden der mobile Vorlesefriseur Danny Beuerbach und der Klett Kinderbuch Verlag Kinder zum kostenlosen Haareschneiden in die Räumlichkeiten des Verlags ein. Als Gegenleistung erhofft sich der Vorlesefriseur, Danny Beuerbach, dass das Kind ihm während des Haarschnitts aus einem Kinderbuch vorliest. Wenn das kein mega Spaß wird.

Wichtig ist die Termine erfolgen einzeln, unter Einhaltung aller erforderlichen Hygieneauflagen und nur nach vorheriger Anmeldung bei info@klett-kinderbuch.de.

Wer: Vorlesefriseur Danny Beuerbach

Wann: 20.11.2020, 14-18 Uhr

Wo: im Klett Kinderhaarbuch Verlag, Richard-Lehmannstr. 14, 04275 Leipzig

Danny Beuerbach, auch bekannt als der Vorlesefriseur, kam vor 3 Jahren auf die fantastische Idee, sich beim Frisieren von seinen Kunden aus Büchern vorlesen zu lassen. Schon war das Leseförderungsprojekt »Book a Look« entstanden, mit dem er auch tourt. Besonders in Gegenden mit bildungsfernen Milieus ist es ihm wichtig Kinder so zum Vorlesen zu animieren.

Weitere Information zum Vorlesefriseur gibt es hier

Der Bundesweite Vorlesetag ist eine Initiative von Stiftung Lesen, ZEIT sowie Deutsche Bahn Stiftung.

Foto: Klett Kinderbuch Verlag

Quelle: https://magazin.barrio-app.com/vorlesetag-2020-bei-klett-kinderbuch-kommt-der-vorlesefriseur/ 

Enorm Magazin | „Lies doch selbst, du Lauch!“

Enorm Magazin | „Lies doch selbst, du Lauch!“

Danny Beuerbach absolvierte nach der Schule eine Ausbildung zum Friseur und arbeitete danach zehn Jahre lang für renommierte Salons, Magazine und Fashion Shows im In- und Ausland. Heute lebt er als freiberuflicher Hairstylist in München und tourt als Vorlesefriseur regelmäßig durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Sein Kinderbuch „Der magische Friseur“ ist vergangenes Jahr im Ravensburger Verlag erschienen.
Bild: fotoarbyter@zürich

TEXT
Heike Littger

Danny Beuerbach will Kinder für Bücher begeistern. Klappt nicht immer auf Anhieb, doch wer sich traut und dem Münchner Friseur vorliest, bekommt Rabatt.

Herr Beuerbach, Kinder zahlen für einen Haarschnitt nur die Hälfte bis gar nichts, wenn sie Ihnen vorlesen, wie kam es dazu?

Zufall. Es hat sich so ergeben. Ich wollte wieder mehr lesen, bin aber nicht dazu gekommen. Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt: Wenn du dich abends nicht mehr aufraffen kannst, warum lässt du dir dann nicht während deiner Arbeitszeit vorlesen? Also habe ich ein Buch eingepackt und es meinen Lieblingskunden in die Hand gedrückt. Das war toll, wie ein Hörspiel. Das zweite Buch war ein Kinderbuch – und als das erste Kind anfing vorzulesen, merkte ich, dass es da um viel mehr geht. Mit einem Buch in der Hand fahren Kinder runter – und am Ende sind sie stolz auf sich und ihre Leistung. Da habe ich angefangen, Rabatt auf Kinderhaarschnitte zu geben: Wer vorliest, bekommt 50 Prozent.

Sie sind dann aber noch zwei Schritte weitergegangen …

Zuerst habe ich angefangen, mit Buchläden und Bibliotheken zusammen Aktionen zu organisieren. Das war nicht ganz einfach. Am Anfang habe ich nur Absagen kassiert, heute kommen die Anfragen von selbst, auch Veranstalter von Messen und Events rufen mich an – vor Corona war ich dreimal pro Woche unterwegs, in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Honorare ermöglichen es mir, darüber hinaus mit Organisationen zusammenzuarbeiten, die kein Geld haben für Extra-Aktionen, geschweige denn Zugfahrkarte oder Zimmer. Flüchtlingsheime zum Beispiel oder Vereine, die sich um Kinder aus einkommensschwachen Familien kümmern.

Warum ist Ihnen diese Zusammenarbeit wichtig?

In Buchläden und Bibliotheken, auf Messen und Events kommen in der Regel nur Kinder, die gut lesen können, weil sie sich für Bücher interessieren und von ihren Eltern gefördert werden. Im Grunde mag ich das Wort fördern nicht. Es geht in die Richtung: Das Optimum aus einem Menschen herausholen, passend machen – für eine Gesellschaft, die an ihre Mitglieder ganz bestimmte Anforderungen stellt. Aber gut, Lesekompetenz ist hierzulande sehr wichtig. Wer nicht lesen kann, wird schnell zum Außenseiter, als minder intelligent abgestempelt, gehänselt. Bei mir war das zumindest so. In der ersten und zweiten Klasse haben weder meine Lehrer noch ich gemerkt, dass ich gar nicht richtig lesen kann, ich habe mir die Wörter visuell eingeprägt. Als es dann in der dritten Klasse auffiel, stellte sich die Frage, ob ich zurückgestuft werden muss. Das war für mich schlimm: Man ist aufgeweckt, witzig, hat Ideen und Phantasie – und plötzlich wird man wegen einer vermeintlichen Schwäche abgewertet.

Haben Ihre Eltern nicht gemerkt, dass Sie Schwierigkeiten beim Lesen haben?

Ich bin zusammen mit meiner Mutter, meiner Tante und drei Schwestern in einer Zweizimmerwohnung aufgewachsen. Bücher spielten keine Rolle. Meine Mutter konnte selbst nicht gut lesen, meine Tante war geistig nicht so fit. Doch der Hauptgrund war vermutlich, dass ich gar nicht das Bedürfnis hatte, zu lesen. Immer war jemand da, mit dem ich reden und spielen konnte. Das war spannender – und auch sehr prägend: Zu sechst auf wenigen Quadratmetern, ohne Möglichkeit sich zurückzuziehen, da läuft alles über Kommunikation: Du teilst dich mit, hörst zu, findest schnell Kompromisse, steckst zurück, verzeihst. Nur meine ältere Schwester war eine echte Leseratte, sie hat Bücher verschlungen.

Wie schaffen Sie es, Kinder und Jugendliche zum Lesen zu bekommen?

Diese Frage stellen mir auch Eltern gern: Wie kann ich mein Kind fürs Lesen begeistern? Meine Antwort: Sich vor allem Zeit nehmen für das Kind, bei ihm sein und bei ihm bleiben, nicht sofort verbessern und bewerten. Ich denke, das ist der Grund, warum Kinder mir vorlesen: Beim Haareschneiden bin ich ganz nah bei ihnen, laufe nicht weg und lasse ihnen die Zeit, die sie benötigen. Der Schnitt dauert so lange wie das Vorlesen, manchmal ein bisschen länger. Und danach gibt es immer Applaus.

Klar gibt es Kinder, die nicht zur Ruhe kommen oder auf dem Stuhl noch unruhiger werden. Dann lässt man sie eben zappeln oder gibt ihnen zum Buch noch etwas anderes in die Hand, mit dem sie spielen können: einen Ball, einen Kamm. Letztlich ist es ja auch eine Gabe! Warum als Kind mühsam lernen, sich auf eine Sache zu konzentrieren, am besten alleine auf seinem stillen Zimmer, wenn später Multitasking im Open-Space-Büro gefragt ist?

Etliche Untersuchungen zeigen, dass Jungs in Punkto Lesen schlechter abschneiden als Mädchen, Wissenschaftler sprechen von einer „Leselücke“, was ist Ihre Beobachtung?

Was auffällt: Mädchen sind viel mutiger. Es ist ihnen nicht peinlich, vor anderen laut zu lesen. Jungs halten sich stärker zurück – dabei lesen sie, wenn sie denn mal lesen, nicht schlechter. Ich denke, wir alle haben noch zu viele Schubladen im Kopf: Jungs haben es mit Zahlen, Mädchen mit Büchern. Diese Stereotype haben Einfluss: Was wird von mir erwartet, was traut man mir zu – und was traue ich mir selber zu? Ist es als Junge überhaupt cool, ein Buch in der Hand zu haben und vorzulesen – oder ist das nicht Mädchenkram? Außerdem gibt es für meinen Geschmack keine richtig guten Bücher für Jungs, die Geschichten sind alle sehr brav, mit pädagogischem Wink und vom Thema her erwartbar: immer wieder Fußball, Bagger, Pirat, Feuerwehrmann. Also auch hier Schublade. Ich wünschte mir mehr Mut, Offenheit, Interesse: Was bewegt Kinder wirklich, was sind ihre Themen und welche Geschichten wollen sie hören?

Wie nachhaltig sind Ihre Aktionen? Erfahren Sie manchmal von Kindern, ob sie drangeblieben sind am Lesen?

Leider nicht. Aber es ist ganz besonders schön, wenn es mir gelingt, Kinder, die so gar keine Lust haben, für diesen einen Moment zum Lesen zu bringen – und sie dabei merken: Ist gar nicht so schwierig. Ich bin besser als gedacht. Aber nur Kinder zum Lesen zu bringen, wäre mir zu wenig. Es ist schon die Kombination: Cooler Haarschnitt, reisen, andere Städte kennenlernen, andere Viertel, mich mit den Kids verbal zu batteln – oft höre ich Sätze wie „Lies doch selbst, du Lauch“ – und sie dann doch für die Aktion zu gewinnen.

Wie sieht es bei Ihnen mittlerweile aus, kommen Sie selbst wieder mehr zum Lesen?

Ja. Aber ich lese nicht mehr zwischendurch, sondern nehme mir bewusst Zeit dafür. Und ich lese nur noch Bücher, die mich wirklich interessieren. Weil mich die Sprache fesselt oder das Thema. Eines meiner letzten Bücher war das Jugendbuch: „Als mein Bruder ein Wal wurde“. Ich bin nicht mehr davon losgekommen, habe sogar bei Freunden während des gemeinsamen Essens gelesen. Letztlich geht es darin um die Frage: Wer darf über das Leben eines schwer kranken Menschen bestimmen? Ich musste diese Entscheidung vor 13 Jahren für meine Mutter treffen, sie hatte Krebs und ein Arzt stellte mich vor die Wahl: Operation, länger leben im Wachzustand aber starke Schmerzen oder keine Operation, weniger lang leben im Dämmerschlaf aber keine Schmerzen. Mit dem Buch ist das Ganze wieder hochgekommen – und ich habe gemerkt, welche Macht Bücher haben können. Ich habe danach der Autorin geschrieben und mich bedankt, nach all den Jahren ist ein Knoten geplatzt und ich konnte die Geschichte für mich abschließen.

Sie werden bald Papa, wollen Sie Ihrem Kind später mal vorlesen?

Klar. Ich freu mich drauf. Aber dann stell ich mir auch wieder die Frage, ob das alles richtig ist. Warum liest man Kindern vor? Damit sie sich beruhigen, in ihrem eigenen Bett und ihrem eigenen Zimmer schlafen? Ist der Mensch überhaupt dafür gemacht, ein eigenes Zimmer zu haben? Lesen ist ein sehr komplexes Ding, ich mache mir viele Gedanken: Warum hat es überhaupt diesen hohen Stellenwert? Wie beeinflusst es unsere Sprache, unsere Kommunikation und unseren Umgang miteinander? Kinder, die geübt im Lesen sind, finden die richtigen Worte, treffen den richtigen Ton und ecken dadurch weniger an. Das ist einerseits natürlich toll und für uns Erwachsene angenehm, weil leichter zu handeln und höflich. Andererseits erlebe ich Kinder, die nicht so geübt sind im Lesen, oft unmittelbarer. Ihre Sprache ist weniger geschliffen, dafür individueller und frei heraus. Ich werde es schon sehen: Vielleicht lese ich ja meiner Tochter in ihrem eigenen Zimmer vor, aber hänge zuvor die Tür aus.

Quelle: https://enorm-magazin.de/gesellschaft/bildung-lehre/lesekompetenz-von-kindern-kinder-lesen-beim-friseur-vor